Leber- und Gallenwegschirurgie
Wo liegt die Leber und was tut sie?
Mein chirurgischer und wissenschaftlicher Schwerpunkt ist die Leber- und Gallenwegschirurgie. Die Leber liegt im rechten Oberbauch und ist eines der wesentlichen Stoffwechselorgane des Körpers. Für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichts der Körperfunktionen (Homöostase) produziert und verstoffwechselt die Leber Eiweiß (Proteine), Zucker (Glukose) und Fette (Lipide). Außerdem wird in der Leber die Galle, eine für die Fettverdauung wesentliche Flüssigkeit, produziert und über den Gallengang in den Darm geleitet. Die Leber besteht aus 8 anatomischen Segmenten, die sich auf einen rechten und einen linken Lappen verteilen, und wird mit sauerstoffreichem Blut aus der Leberarterie und dem nährstoffreichem Blut aus der Pfortader versorgt. Das Blut fließt dann über die Lebervenen zurück in den großen Blutkreislauf.
Bei welchen Erkrankungen ist eine Leber- oder Gallengangsoperation notwendig?
Die Leber- und Gallenwegschirurgie umfasst in erster Linie die operative Entfernung von primären und sekundären Lebertumoren. Primäre Lebertumore entstehen direkt in der Leber. Dazu gehört der Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom) und der Gallengangskrebs (Cholangiozelluläres Karzinom). Sekundäre Lebertumore enstehen aus Krebszellen, die in anderen Organen entstanden sind und über den Blutstrom in die Leber eingewandert sind (Metastasen). Dabei handelt es sich in den meisten Fällen um Metastasen des Dickdarm- und Mastdarmkrebs (colorektales Karzinom). Zu den anderen Erkrankungen, die eine Leberoperation notwendig machen können, gehören gutartige Tumore wie das Leberadenom, symptomatische Leberzysten oder die Echinokokkose (Hunde- oder Fuchsbandwurm).
Wie erfolgt die Abklärung und Behandlung von Leber- und Gallengangstumoren?
Oft führen Routineuntersuchungen, z.B. mittels Ultraschall, zur Diagnose eines Lebertumors, der dann weiter abgeklärt werden muss. Diese Abklärung erfolgt mittels einer speziellen Computertomographie (CT) und ggfs. mittels einer Magnetresonanztomographie (MRT) mit leberspezifischem Kontrastmittel. In manchen Fällen kann es notwendig sein, eine Tumorprobe durch eine Ultraschall- oder CT-gezielte Punktion zu gewinnen und feingeweblich untersuchen zu lassen.
Die Behandlung von Tumoren der Leber erfolgt multidisziplinär. Insbesondere bei colorektalen Lebermetastasen ist eine Zusammenarbeit mit internistischen Onkologen essentiell, um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erreichen. Bei Lebermetastasen wird vor einer Leberoperation eine gut verträgliche Chemotherapie (neoadjuvant) verabreicht. Studien haben gezeigt, dass Patienten nur dann von einer Leberoperation profitieren, wenn die Metastasen unter dieser Chemotherapie nicht wachsen. Wird eine Krankheitsstabilisierung oder eine Verkleinerung der Metastasen erreicht, wird die Operation durchgeführt und alle vorhandenen Metastasen entfernt. Nach einer Erholungsphase wird die Chemotherapie (adjuvant) fortgesetzt, um das Risiko des Wiederauftretens der Erkrankung zu reduzieren.
Wie und wo wird die Leber operiert?
Bei einer Leberoperation wird der tumortragende Teil der Leber entfernt. Dies kann in Abhängigkeit von der Lage des Tumors innerhalb der Leber entweder durch Entfernung von einem oder mehreren Lebersegmenten (anatomische Resektion) oder bei oberflächlichen Tumoren durch Ausschälen des Tumors (atypische Resektion) erfolgen. Die Voraussetzungen für die Durchführung einer Leberteilentfernung sind ein ausreichendes Restlebervolumen, der erhaltene Zu- und Abfluss von Blut und der Abfluss der Galle aus den verbleibenden Lebersegmenten. Eine höhergradige Leberfibrose oder -zirrhose hat eine negative Auswirkung auf die Leberfunktion. Insbesondere der Leberzellkrebs entsteht in der Regel auf Basis einer solchen chronischen Vorschädigung der Leber. Daher muss bei dieser Tumorerkrankung neben der routinemäßigen Blutabnahme und der Bildgebung mittels CT und MRT eine zusätzliche Untersuchung (Lebervenenkatheter) in lokaler Betäubung zur Abschätzung des Ausmaßes der Leberschädigung durchgeführt werden.
Die Leberoperation findet an der Universitätsklinik für Allgemeinchirurgie am AKH Wien statt. Nach der Operation wird die Patientin oder der Patient auf der Intensivstation überwacht und in der Regel am nächsten Tag zurück auf die Normalstation transferiert. Die Entlassung aus dem Krankenhaus erfolgt üblicherweise eine Woche nach der Operation.
Wie geht es nach dem Abschluss der Behandlung weiter?
Nach dem Abschluss der Behandlung erfolgen in den ersten drei Jahren Nachsorgeuntersuchungen mittels Blutuntersuchung und CT alle 3 Monate, dann bis zum fünften Jahr alle 6 Monate und schließlich bis zum zehnten Jahr jährlich.